Deutsch-Polnische Gesellschaft gegründet

Die Glocke vom 20.01.2017

Gütersloh (din) - Es dauert nur Minuten, dann erinnern sich Lucyna Minkus und Manfred Meier, die Vorsitzenden der am Mittwoch gegründeten Deutsch Polnischen Gesellschaft Gütersloh, wie es war, als sie selbst aus ihre Heimat Polen nach Deutschland gekommen sind.

Jahrzehnte ist das inzwischen her. Trotzdem haben beide noch deutlich vor Augen, mit welchen Vorstellungen sie nach Deutschland gereist sind und welche Eindrücke sie damals besonders berührt haben. „Ich bin mit meinem deutschen Mann aus Breslau in den Kreis Gütersloh gekommen“, erzählt Lucyna Minkus.

„Und ich hatte natürlich vor, irgendwann wieder zurückzugehen.“ Inzwischen lebt sie seit mehr als 30 Jahren in Gütersloh. Auch ihre Kinder und die Enkel sind in der Region verwurzelt. Von einer Rückkehr in die alte Heimat ist nicht mehr die Rede. „Wahrscheinlich werde ich auch in Gütersloh begraben“, sagt Lucyna Minkus mit einem Lächeln.

Weil sie weiß, wie lange es dauern kann, sich in einem fremden Land mit einer fremden Sprache heimisch zu fühlen, hat sie die Gründung der Deutsch Polnischen Gesellschaft angestoßen. Manfred Meier, der am Mittwoch den Vorsitz der Gesellschaft übernommen hat, hatte von der Idee gehört und war zu einem der ersten Treffen von Interessenten dazugekommen.

„Ich bin vor 42 Jahren als 16-Jähriger mit meinen Eltern aus einem kleinen polnischen Dorf nach Köln gekommen“, erzählt er. Er habe in der Vergangenheit immer wieder einmal daran gedacht, dass es spannend sein könnte, sich mit anderen Menschen, die ihre Wurzeln in Polen haben, auszutauschen.

Auch Meier weiß noch gut, welche extreme Umstellung es für ihn bedeutete, aus der ländlichen Region in die deutsche Großstadt zu kommen. „Bei uns im Dorf gab es damals drei Autos. In Köln habe ich zwei Stunden auf einer Autobahnbrücke gestanden und mich gefragt, wo so viele Fahrzeuge herkommen können“, erzählt er schmunzelnd.

Gemeinsam mit Lucyna Minkus, sie ist in der Gesellschaft seine Stellvertreterin, und anderen Aktiven will Meier Menschen, die neu aus Polen in die Region kommen, Unterstützung bieten. „Sich hier zu Hause zu fühlen, dabei können die Einheimischen helfen“, erklärt Lucyna Minkus. Bei der Deutsch-Polnischen Gesellschaft finden alle eine gemeinsame Anlaufstelle. Reisen, kulturelle Veranstaltungen, Kochabende – diese und weitere Aktivitäten können sich die beiden Vorstandsvorsitzenden als Programmpunkte für die Gesellschaft vorstellen.

Am Dienstag, 24. Januar, ab 19 Uhr findet die Gründungsversammlung statt, in der Gaststätte „La Taverna“, Unter den Ulmen 34. Rund 100 Menschen die am deutsch-polnischen Dialog interessiert sind, erwarten Lucyna Minkus und Manfred Meier.

Hintergrund

Lucyna Minkus ist seit einem Jahr Ansprechpartnerin in der polnischsprachigen Sprechstunde der städtischen Ausländer-Beratungsstelle. Im Rathaus habe sie sowohl vom Ausländerbeauftragten Frank Mertens als auch von Bürgermeister Henning Schulz Unterstützung erhalten, als sie ihre Idee zur Gründung einer Deutsch-Polnischen Gesellschaft vorgetragen habe, betont Minkus.

Mertens und Stadtsprecherin Susanne Zimmermann erklären in einer Stellungnahme: „Wir begrüßen die Gründung einer Deutsch-Polnischen Gesellschaft, weil sie das Nachbarland Polen mit seinen Menschen, seiner Geschichte und seiner Kultur näherbringen möchte. Insbesondere vor dem Hintergrund der aktuellen Situation Europas kann ein gemeinsamer Dialog helfen, aufzuklären, die Situation im jeweils anderen Land zu beurteilen und das Verständnis füreinander zu fördern.“ Die Städtepartnerschaft mit Grudziadz, die seit 1989 bestehe, sei dafür ein Beleg.

Ende Dezember waren 1894 Menschen mit polnischer Staatsangehörigkeit in Gütersloh gemeldet. Dazu kommen zahlreiche Personen mit polnischer Herkunft die die deutsche Staatsangehörigkeit erworben haben.